„Manchmal brauche ich einen Engel“
Ein Beitrag von Fritz Baltruweit
In der Advents- und Weihnachtszeit sind sie öffentlich präsent
wie kaum in einer anderen Jahreszeit: die Engel.
Nicht nur in den (Kirchen)liedern, auch in Kinderbüchern, Geschichten, Schaufenstern …
Und vielleicht haben Sie ja in dieser Zeit – oder immer – auch einen Engel zu Hause – im Regal, auf der Anrichte – oder auf einem Bild …
Für mich waren jahrelang schon von Berufs wegen die Engel jeden Tag präsent. Denn ich habe viele Jahre im Michaeliskloster in Hildesheim gearbeitet.
Die Michaeliskirche gehört dazu.
1000 Jahre ist sie alt.
Ein wunderbares Gotteshaus.
In ihr wimmelt es von Engeln – wie in der Bibel.
Wenn ich die Engelsfiguren in der Kirche sehe oder in der Bibel von ihnen lese, frage ich mich unwillkürlich:
Wo bin ich in meinem Leben schon einmal einem Engel begegnet?
Wo hat so jemand wie ein Engel mich begleitet, mir geholfen, mir Schutz gegeben, mir den Weg gewiesen?
In der Erfahrung mit Engeln geht es oft um Leben und Tod.
Das zeigt auch die Geschichte von Michael in der Bibel.
[In der Engelhierachie steht Michael übrigens ganz oben,
es gibt nur noch drei weitere Erzengel neben ihm.]
Hier kannst Du die Geschichte hören
In der Bibel wird erzählt (Offenbarung 12):
Es war einmal ein Drachen.
Er war riesig groß. Und sah furchtbar aus.
Und er machte sich breit auf der ganzen Erde.
Die Menschen hatten wahnsinnige Angst vor dem Drachen.
Sie sagten: „Der bringt hier alles durcheinander.
Der macht hier alles kaputt. Der ist so ein richtiger Teufel.“
Und der Drache brachte tatsächlich alles durcheinander.
Da sieht Gott, was auf der Erde los ist.
Er sieht den Drachen. Und sagt: „So geht das nicht weiter.“
Gott geht zu einem seiner liebenswertesten und wunderbarsten und tapfersten Engel:
„Michael“, sagt er. – Michael heißt aus dem Hebräischen übersetzt: Wer ist wie Gott? –
„Michael. Geh auf die Erde und kämpfe gegen diesen furchtbaren Drachen.
Der bringt da alles durcheinander. Der ist so ein richtiger Teufel.“
Michael ist liebenswert und wunderbar und tapfer.
Aber so schrecklich, wie die Bibel den Drachen schildert, stelle ich mir vor:
Auch ein Michael wird Angst haben, gegen ihn zu kämpfen.
Und er fragt Gott: „Sag mal, Gott, muss das wirklich sein?“
„Ja“, sagt Gott, „das muss sein.
Aber hab keine Angst. Ich bin mit dir. Du wirst es schaffen.“
Da zieht Michael los. Und er kämpft gegen den Drachen.
Das ist richtig schwer. Denn der Drache ist riesig. Und furchtbar. Und mächtig.
Aber Michael ist tapfer und mutig – und klug.
Schließlich ist er ein Engel.
Es ist ein furchtbarer Kampf. Aber – ja – er schafft es.
Denn er hat haufenweise Engel mitgenommen.
Und er wirft den Drachen hinaus.
So steht es in der Bibel.
Und schön wär, wenn der Drache nur ab und zu noch von weitem guckt,
ob er nicht doch wieder mächtig sein
und hier alles durcheinanderbringen kann.
Aber ich nehme wahr:
Viel zu oft wagt er sich in vielerlei Gestalt wieder mitten unter uns Menschen –
ob es nun die Trumps sind, die Putins –
oder die Rechtsradikalen in Deutschland.
Oder die Leugner des Klimawandels.
Und dann wird es düster.
Ich wünsche mir, dass Michael und seine Engel aufpassen!
Und die guten Kräfte stärken, die, die nicht durcheinander-,
sondern zusammenbringen.
Manchmal merke ich es auch. Und dann denke ich und wünsche mir:
Das ist unsere Zukunft.
Auf jeden Fall ist Michael so ein richtiges Vorbild,
wie der gegen das Böse kämpft.
Ja: Manchmal brauche ich einen Engel.
Und deshalb sagen Menschen seit Tausenden von Jahren:
„So möchte ich auch sein – wie Michael.“
Ich reihe mich da ein.
Lied: Jeder Mensch braucht einen Engel – Harfenvorspiel beginnt.
Engel begegnen mir
in Freiräumen.
Sie sind nie ganz eindeutig.
Immer sind sie „durchsichtig“ –
jedenfalls so durchsichtig,
dass ich durch sie hindurch
Gott sehe und erfahre.
Engel schließen mir
die Tür zu der Welt Gottes auf –
und keiner kann sie schließen.
Ihr Lichtstrahl
aus der offenen Tür
fällt direkt in mein Herz.
Engel begegnen mir zwischen Himmel und Erde –
begegnen mir,
wo es brenzlig wird
in meinem Leben,
wo es um Leben
und Tod geht …
Immer ziehen Engel mich
auf die Seite des Lebens,
manchmal jäh und „gewaltig“ –
manchmal zeigen sie mir
behutsam den Weg,
begleiten,
schützen,
leiten mich zu dem,
was vor mir liegt.
Gott sagt mir zu:
Ein Engel wird mit mir gehen.
Ein Engel, der mich begleitet.
Der sagt: „Du – ich seh dich. Ich bin da. Für dich.“
Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.
Und er leiht dir seine Flügel, wenn dich Leid am Boden hält.
Du kannst fliegen – du kannst träumen.
Mensch, entdeck mit ihm die Welt.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.
Und er mag dich, und du lächelst –
und es wird ganz leicht in dir.
Du kannst fliegen – du kannst träumen
und lebst auf im Jetzt und Hier.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.
Ihn schickt Gott – und er bleibt bei dir,
will dich in die Weite führ’n.
Du kannst fliegen – du kannst träumen,
kannst den Himmel leicht berühr’n.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.