
Die Botschaft von Weihnachten geht uns alle an!
Die Botschaft von Weihnachten ist tiefgreifend und vielschichtig. Die Werte, die Weihnachten vermittelt, sprechen Menschen aller Kulturen und Glaubensrichtungen an. Aber was genau ist damit gemeint?
Ich begebe mich auf die Suche nach dieser Antwort und betrachte diese mit folgenden Fragen im Kontext unserer Zeit: Wer waren Jesus und die Menschen um ihn herum, die ihm kurz nach seiner Geburt begegneten? Wie verhielt sich Jesus gegenüber marginalisierten Gruppen, z. B. Frauen? Was bedeutete für Jesus die Schöpfung? Was ist seine Botschaft?
Jesus: Ein Mensch, der die Welt veränderte
Jesus von Nazareth wurde vor mehr als 2000 Jahren im Nahen Osten geboren, in einer Region, die heute als Israel und Palästina bekannt ist. Er war kein Europäer, kein Weißer, sondern ein Kind der Region – mit dunkler Haut und dunklen Haaren, eingebettet in die Kultur und Geschichte seines jüdischen Volkes. Seine Herkunft allein erinnert uns daran, dass die Wurzeln des Christentums nicht in Europa, sondern im globalen Süden liegen.
Flüchtlingskind und jüdische Identität
Schon kurz nach seiner Geburt wurde Jesus ein Flüchtlingskind. Seine Eltern, Maria und Josef, zwei einfache jüdische Menschen, flohen mit ihm nach Ägypten, um dem Kindermord des Königs Herodes zu entkommen. Sie wurden zu Fremden in einem fremden Land, abhängig von der Gastfreundschaft anderer. Diese Episode zeigt, dass die Heilige Familie von Anfang an Erfahrungen mit Vertreibung, Angst und Flucht gemacht hat – eine Realität, die bis heute Millionen von Menschen weltweit betrifft.
Als Jude wuchs Jesus in einer religiösen und kulturellen Tradition auf, die tief von Gerechtigkeit und dem Glauben an den einen Gott* geprägt war. Seine Botschaft war jedoch universell: Er wollte die Menschen über Grenzen von Religion, Ethnie und Nationalität hinaus verbinden.
Die Hirten und die drei Weisen
Die Ersten, die von Jesu Geburt erfuhren, waren Hirten – einfache Arbeiter*innen, die oft am Rand der Gesellschaft standen. Sie gehörten zu den Ärmsten ihrer Zeit und waren dennoch die Ersten, die die gute Nachricht von seiner Geburt hörten. Dies zeigt, wie radikal inklusiv das Evangelium ist: Gott* wendet sich zuerst denen zu, die vergessen und marginalisiert werden.
Die drei Weisen, die später aus dem Osten kamen, symbolisieren eine andere Dimension: Sie repräsentieren die Völker und Kulturen außerhalb Israels. Ihre Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe – zeigen nicht nur die königliche und göttliche Natur Jesu, sondern auch die globale Bedeutung seines Wirkens. Schon zu seiner Geburt wird klar: Dieser Jesus ist für alle Menschen gekommen.
Sein Leben und seine Botschaft waren nicht an Landesgrenzen gebunden. So spiegeln die Besucher*innen von Jesu Krippe bereits die Einheit von Vielfalt und Offenheit wider, die sein ganzes Wirken prägen sollte.
Frauen in Jesu Leben: Gleichwertigkeit und Respekt
Diese Haltung der Inklusion zeigte sich nicht nur in seiner Geburt, sondern auch in seinem späteren Leben. Jesus wandte sich gegen gesellschaftliche Schranken, sei es in Bezug auf Herkunft, Status oder Geschlecht. In einer Zeit, in der Frauen oft geringgeschätzt und marginalisiert wurden, sprach er offen mit ihnen und bezog sie in seine Gemeinschaft ein.
Die Begegnung mit der Samariterin am Jakobsbrunnen, seine Freundschaft zu Maria und Marta und die zentrale Rolle von Maria von Magdala – sie alle zeigen, dass Jesus Frauen nicht nur als gleichwertig betrachtete, sondern sie als aktive Trägerinnen seiner Botschaft schätzte.
Dieser Aspekt von Jesu Leben erinnert uns daran, dass die Gleichheit aller Menschen – unabhängig vom Geschlecht – ein zentraler Bestandteil seiner Botschaft ist.
Die Schöpfung als Ausdruck von Gottes Liebe
Jesu Verbindung zu den Menschen war untrennbar mit seiner Verbindung zur Schöpfung verbunden. Viele seiner Gleichnisse greifen Bilder aus der Natur auf: der Weinstock, das Senfkorn, die Lilien auf dem Feld oder die Vögel des Himmels. Diese Bilder zeigen, wie eng Jesus das Leben der Menschen mit der Welt und ihren Mitlebewesen verwoben sah.
Für Jesus war die Natur nicht nur Hintergrund, sondern ein Geschenk Gott*es, dass unser Leben bereichert und uns an Gott*es Fürsorge erinnert. Seine Lehren rufen uns dazu auf, mit der Erde und ihren Lebewesen achtsam umzugehen. Wenn wir heute vor den Herausforderungen der Klimakrise stehen, dürfen wir seine Botschaft als Auftrag verstehen, das Artensterben nicht zuzulassen, die Schöpfung nicht zu zerstören, sondern zu behüten – für uns selbst, für alle Tiere und Pflanzen, für andere und für die kommenden Generationen aller.
Jesu Botschaft: ein Aufruf zur Veränderung
In all diesen Facetten seines Lebens – in seiner Geburt, seinen Begegnungen mit Ausgegrenzten, seiner Haltung gegenüber Frauen und seiner Verbundenheit mit der Schöpfung – verkörpert Jesus eine radikale Botschaft: Liebe und Gerechtigkeit sind stärker als Macht und Ausgrenzung.
Jesus zeigte, dass Gott*es Reich nicht durch Herrschaft und Reichtum kommt, sondern durch Mitgefühl und Dienst an dem*der Nächsten. Er rief die Menschen dazu auf, einander zu lieben, die Feind*innen einzuschließen und Solidarität mit den Schwächsten zu üben.
Eine Botschaft für heute
Diese Botschaft ist heute aktueller denn je. Millionen von Menschen sind auf der Flucht – vor Krieg, Hunger oder Umweltkatastrophen. Jesu eigene Geschichte als Flüchtling und Migrant fordert uns heraus, offen für die Bedürfnisse anderer zu sein.
Die Gleichberechtigung von Frauen, die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für die Ausgegrenzten – all das sind Aufgaben, die uns Jesu Leben und Lehren auch in unserer Zeit mit auf den Weg geben. Seine Geburt war der Beginn einer Revolution des Denkens, die bis heute nachwirkt.
Die Frage, die Jesus uns stellt, lautet: Wie können wir seine Botschaft in unserem Leben verwirklichen? Wie können wir Liebe, Gerechtigkeit und Frieden in einer Welt verbreiten, die oft von Spaltung und Ausbeutung geprägt ist? Jesu Leben ist ein Aufruf, die Welt nicht so zu lassen, wie sie ist, sondern sie zu einem Ort zu machen, der die Würde jedes Menschen und die Schönheit der Schöpfung behütet.
Die Botschaft von Weihnachten ist universell und sie gilt das ganze Jahr und immer: Es geht um Gemeinschaft, das Überwinden von Unterschieden und die Kraft von Mitmenschlichkeit und Liebe.
Kerstin Wohlfahrt, Christians4Future Villingen-Schwenningen