Unter der Überschrift „Katholische Kirche – Motor oder Bremsklotz auf dem Weg in eine geschwisterliche und schöpfungsverantwortliche Zukunft?“ wurde unserem Herzensanliegen beim Bistumstag der Erzdiözese Berlin-Brandenburg am 4. September in Potsdam an zentraler Stelle Gehör geschenkt. Passend zur Schöpfungszeit diskutierte eine bunte Gruppe aus Vertreter*innen verschiedener Laienorganisationen, darunter auch wir als Christans4Future, Wissenschaft und Politik mit Erzbischof Heiner Koch sowie Gästen aus Ökumene und Weltkirche über Sorgen und Nöte im Kontext der Klima- und mit ihr verbundenen weiteren Krisen und über die Potenziale, die wir als Kirche haben, um diesen Nöten zu begegnen und zur Lösung der Krisen beizutragen.
Eindringlich hat Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimaforschung dargelegt, wie die Klimakrise ständig neue Krisen hervorruft und daher nicht eine unter anderen, sondern die zentrale Krise unserer Zeit ist, der wir uns als Gesellschaft darum mit aller Entschiedenheit entgegenstemmen müssen, um nicht weiter in immer mehr neue Folgekrisen zu geraten. Wie er betonte auch Brigitte Meier, die in der Kommunalpolitik in Potsdam für soziale Fragen zuständig ist, ihre biographische Prägung durch die kirchliche Jugendarbeit, ohne die sie nicht zu ihrem heutigen Engagement für die Gesellschaft gekommen wäre. Zusammen mit der Caritasdirektorin Prof. Dr. Ulrike Kostka brachten sie ihre Sorge zum Ausdruck, dass kurzfristig drängender scheinende Symptomkrisen, wie die derzeitigen Gas- und Strompreise in Folge unserer Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie Erdgas, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie gefährden und den Fokus von der zugrundeliegenden Klimakrise und ihrer Bewältigung ablenken könnten.
Aus dem Publikum kam die Frage, wann die Kirche, insbesondere auch in der Person der Bischöfe, ihre Stimme erheben werde, um die Dringlichkeit der Klimakrise anzumahnen und sich für Maßnahmen zu ihrer Bewältigung stark zu machen. Unser Vorschlag: Beim nächsten großen Klimastreik am 23. September, zu dem wir Erzbischof Koch herzlich für die Berliner Demonstration eingeladen haben. Wir hoffen auf seine Unterstützung an diesem Tag und freuen uns natürlich auch über rege Beteiligung der Oberhirten in den anderen Orts- und Landeskirchen!
Ganz im Sinne des Anliegens unserer Forderung Nr. 12 brachte Erzbischof Koch seine Sorge um die Überforderung vieler Menschen durch individuelle Verhaltensappelle im Kontext der Klimakrise zum Ausdruck; er lud dazu ein, die in unserer christlichen Tradition vorhandenen Quellen von Schöpfungsspiritualität zu nutzen und so auch das schon bald, am 2. Oktober, stattfindende Erntedankfest ganz bewusst in diesem Sinne zu feiern.
Machen wir uns also gemeinsam stark für eine Veränderung der politischen Rahmenbedingungen, damit die Last der Klimakrise nicht unbewältigbar auf die Individuen abgeschoben wird, und lassen wir uns als Christ*innen die Zuversicht schenken, dass Gott uns im Einsatz für Seine uns anvertraute Schöpfung nahe ist.
Von Charlotte Cremer
Charlotte Cremer ist katholische Theologin und kommt ihrem Laienapostolat im Rahmen der ökumenischen Initiative Christians for Future nach: Der Laienverband versteht die Klimakrise als eines der drängendsten Hindernisse unserer Zeit auf dem Weg zum Reich Gottes. Die Christ*innen for Future engagieren sich daher aus dem Glauben heraus im Rahmen der For-Future-Bewegung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene für Klimagerechtigkeit und setzen sich innerkirchlich dafür ein, diese Herausforderung in allen Bereichen des kirchlichen Lebens stärker zu berücksichtigen.