Natascha Luther ist Teil des Netzwerks Nerdchurch und Gemeindepädagogin in der Ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemende, Dortmund
Der Text des Audio-Clips zum Nachlesen:
Ich bin die „Psalmistin“
Also eine Psalmistin.
Psalmistin? „Was ist das denn bitte?“, denken jetzt einige vielleicht.
Naja, in der Bibel gibt es ein Buch, in dem die Psalmen aufgeschrieben sind, das sind Lieder oder Gebete,
die Ihr auch heute noch in jedem Gottesdienst sprecht.
150 gibt es davon.
Viele davon soll König David geschrieben haben.
David, das ist der, der auch gegen den Riesen Goliath gekämpft hat, aber das ist eine andere Geschichte.
König David hat auch die Harfe gespielt und soll viele der Psalmen gedichtet haben.
Viele der Psalmen sind zu ganz unterschiedlichen Zeiten entstanden, von unterschiedlichen Menschen geschrieben worden.
Und auch wenn Eure Forscher da gar nicht dran gedacht haben,
der eine oder andere Psalm könnte durchaus von einer Frau geschrieben worden sein.
Schließlich gibt es ja auch das Lied der Miriam,
den Segen, den Abigail gesprochen hat,
den Lobgesang von Hannah.
Und der 104. Psalm, der ist von mir.
Also bin ich eine Psalmistin.
Den 104. Psalm, den kennt Ihr ja bestimmt.
Ich freue mich, dass nach so vielen Jahren noch immer mein Text gelesen wird. Über 2000 Jahre ist er alt!
Dabei habe ich gar nicht gedacht, dass das mal große Literatur wird, die in einem Buch wie der Bibel landet.
Es ist einfach so aus mir herausgeplatzt.
Ich bin spazieren gegangen, morgens, ganz früh.
An einem Bachlauf entlang.
Und wisst Ihr, in dem Land aus dem ich komme,
da ist alles sehr trocken,
da haben es die Pflanzen ganz schön schwer im Sommer.
Aber vielleicht könnt Ihr Euch das auch vorstellen,
Ihr erlebt ja inzwischen auch, was es heißt, wenn es wochenlang nicht regnet und die Sonne jeden Tag für Hitze sorgt.
Eure Wiesen sind braun, so wie in meiner Heimat.
Und Eure Bäume, die haben im Sommer Durst.
So ein Bach, in dem Wasser fließt, das ist eine große Freude.
Dem Wasser zusehen, wie es über die Steine plätschert,
das ist nicht selbstverständlich.
Und die Pflanzen links und rechts vom Bach, die sind saftig und grün.
Da wächst alles kräftig, weil die Pflanzen genug Wasser bekommen.
Ein paar Tage bevor ich spazieren war, da hatte es geregnet.
Regen ist etwas sehr kostbares.
Oft regnet es den ganzen Sommer gar nicht in meiner Heimat.
Könnt Ihr Euch das vorstellen?
Und wenn dann der ersehnte Regen endlich kommt,
dann atmet man innerlich auf.
Ich hab auf diesem Spaziergang gesehen,
wie das erste Grün wieder hervorkam.
Das hat mich so glücklich gemacht
und ich war Gott so dankbar für diesen Regen.
Ich habe direkt ein kleines Dankgebet gesprochen.
Und dann habe ich über all diese Wunder nachgedacht,
die Gott erschaffen hat.
All die Pflanzen und Tiere und
dass alles mit allem verbunden ist.
Wenn es den Pflanzen nicht gutgeht,
haben die Tiere nicht genug zu fressen. Alles greift ineinander.
„Alles hat seinen Raum und nichts setzt sich darüber hinweg.
Die Erde bringt Nahrung hervor für Tier und Mensch,
und Brot und Wein gibt es für uns,
damit Leib und Seele sich stärken.“
Dieser Gedanke hat mich richtig gepackt,
ich war ganz ergriffen davon, wie das Leben ineinandergreift
und alles zusammenhängt.
Und ich, ich bin auch ein Teil davon, Gott sorgt auch für mich.
Und davon wollte ich unbedingt erzählen.
Darum bin ich nach Hause gelaufen
und habe angefangen, meine Gedanken aufzuschreiben.
Ich habe aufgeschrieben, wie sehr ich über Gottes wunderbare Schöpfung staune.
„Du hast allem einen tiefen Sinn gegeben,
und unsere Erde ist reich an Ertrag.
Alle Lebewesen warten auf deine gute Hand,
die Nahrung spendet und Leben für alle.
Wo du ausatmest, da können wir Luft holen,
und das Leben beginnt immer wieder neu.
Du begeisterst mich, lieber Gott.“
Vielleicht habt Ihr das auch schon mal erlebt, dass ihr Euch gefreut habt über eine grüne Wiese, über einen Baum, der ganz besonders schön wächst. Vielleicht habt Ihr schonmal Tiere beobachtet und gestaunt, wie sie sich bewegen und wie sie leben.
Vielleicht erlebt Ihr das sogar jetzt, im Winter? Denn egal, wie kalt und nass es bei Euch sein mag, egal, wie verschlafen sich die Welt anfühlt – die Vögel, die bei Euch geblieben sind, die Eichhörnchen und so viele immergrüne Pflanzen wollen Euch erinnern: Gottes Welt ist wunderschön.
Erinnert Ihr Euch an Momente, in denen Ihr so richtig begeistert wart
da draußen, in denen Ihr Euch gefreut habt,
Teil dieser großartigen Welt zu sein?
Eine alte jüdische Überlieferung sagt:
Wer diese Welt gebraucht und genießt ohne Dank- und Segenswort, der wird sich bald über alle Gebote hinwegsetzen.
Darum lasst uns nie vergessen, was alles Gott uns gibt. Die Natur da draußen und auch unser Essen sind ein Geschenk von Gott an uns.
Und wenn wir immer wieder „Danke“ dafür sagen,
dann vergessen wir auch nicht, dass es nicht selbstverständlich ist,
sondern dass Gottes Schöpfung kostbar ist.
Gebet:
Herr, wie ist Deine Welt so wunderbar und schön.
Wie groß ist Dein Geschenk an uns Menschen.
Hilf uns, Herr, dass wir zu schätzen wissen, wie wir leben dürfen.
Hilf uns, Herr, dankbar zu sein für die Liebe,
die Du in Deine Schöpfung gelegt hast.
Amen