“Ihr sollt sein wie ein Fenster, durch das Gottes Güte in die Welt hineinleuchten kann.”
Edith Stein (1891-1942)
Wenn ich dieser Tage durch die Straßen gehe, dann erschrecke ich manchmal: Ein ängstlicher, misstrauischer Blick streift mich, meist versteckt hinter einer Maske … – Die Menschen hasten durch die Straßen, – nur schnell wieder nach Hause …
Nur, wenn jemand vielleicht kein liebendes Zuhause hat …, wenn vielleicht Gewalt dort vorherrscht …?
Einer rempelt den älteren Mann an: „Mann, nun mach schon …!“ – Der alte Mann entschuldigt sich und blickt traurig.
Der Ton wird rauer, – die Toleranz Andersdenkenden gegenüber geringer …
Spalten uns die Corona-Maßnahmen und wie wir darüber denken?
Es sieht ganz danach aus.
Derweil wird immer weniger über die dringend notwendigen Klima-Schutz-Maßnahmen gesprochen … … …
Unsere Zeit ist nicht nur unruhig und voller Angst, in ihr dominieren auch laut und stark Destruktivität, Hass, Ausgrenzungen und stärkste Polarisierungen.
Es ist auch, nach wie vor, eine Zeit der weltweiten Flüchtlingsbewegungen, der neuen Grenzziehungen und der erneuten Errichtung von Grenzen und Mauern (realen und „der in unseren Köpfen“).
Dies ist nicht nur gefährlich für die verschiedenen Gesellschaften, in denen wir unser Leben zu gestalten suchen; es ist auch gefährlich für unseren “state of mind”. Denn es geht im Kern um unsere Welt – die geliebte Schöpfung Gottes, wie wir theologisch sagen würden – und um das Leben all seiner Geschöpfe (Das sind nicht nur die Menschen, sondern auch alle Tiere!).
Und es geht, last but not least, um die Ethik, also um die Frage: Wie wollen und wie können wir verantwortungsvoll miteinander leben und das Leben gestalten?
Fabian Scheidler, Kulturphilosoph und Dramaturg, schreibt in seinem neuen Buch: „In diesem nichtlinearen, chaotischen Prozess spielt alles, was wir denken, sagen und tun (und was wir nicht denken, sagen und tun), potentiell eine Rolle. Niemand kann wissen, was die Kristallisationspunkte für bestimmte Umbruchprozesse sein werden. Weder hätte irgendjemand voraussagen können, dass ein Teenager mit Asperger-Syndrom und einem Pappschild vor dem schwedischen Parlament eine globale Klimabewegung in Gang setzen würde, noch kann heute jemand sagen, was aus dieser Bewegung wird, wie sie die Menschen langfristig verändert und welche Rolle all das in Zukunft spielen wird. Als sich die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks in den Südstaaten der USA 1955 weigerte, einem Weißen im Bus den Platz frei zu machen, konnte sie nicht ahnen, dass dieser kleine Schritt der Zündfunke für eine Bewegung sein würde, die schließlich Millionen von Menschen mobilisierte und das Land tiefgreifend veränderte.“
(aus: Fabian Scheidler, Der Stoff, aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen, 2021)