An alle Bischöfe und Bischöfinnen, an alle Kirchenleitungen und Kirchenvertreter*innen sowie an alle politischen Verantwortlichen der Bundesregierung und des Landes Nordrhein-Westfalen
Christians for Future Deutschland fordert deutliche Stellungnahmen, Solidarität und Seelsorge vor Ort für die Aktivist*innen in Lützerath sowie ein sofortiges Moratorium für die Räumung von Lützerath.
In diesen Tagen wird in Lützerath die 1,5-Grad-Grenze verteidigt. Wie bereits bekannt, ist der Abbau der Braunkohle dort nicht mehr nötig, sondern steht im Widerspruch zur Reduktion der Kohleverstromung, wie sie nach dem verbleibenden CO2-Budget von 47 Mt notwendig wäre. Mit dem Abbaggern der Kohle unter Lützerath würden 280 Mt CO2 emittiert werden.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (1) sowie der Aurora Energy Research (2) lässt sich mit dem Verbrennen der Braunkohle weder das Pariser Abkommen einhalten noch wird man dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gerecht.
Wir fordern ein Moratorium für Lützerath. Während dieser Zeit können mit Wissenschaftler*innen transparente Dialoge geführt und die Modelle verstanden und erklärt werden. So kann nach einer Lösung gesucht werden, die alles, was angestrebt wird – Sicherstellung der Versorgung und das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze – beinhaltet. Wird keine Lösung mehr gesucht, sondern die von der Regierungskoalition getroffene Vereinbarung mit RWE zum Braunkohleausstieg umgesetzt, dann hat Deutschland seine Klimapolitik verfehlt. Denn damit wird auch die völkerrechtlich bindende 1,5-Grad-Grenze überschritten.
In Lützerath wird friedlicher, bunter Widerstand geleistet, wie in der Tageszeitung „Hannoversche Allgemeine“ ein Artikel wiedergibt. Von der Gruppe „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ wird folgendermaßen zitiert: „Wir werden singen, beten – und uns wegtragen lassen.“ Aber wo bleiben die Vertreterinnen der Amtskirchen vor Ort? Wo bleiben die Stellungnahmen der Bischöfe, Bischöfinnen und Kirchenleitungen? Wo sind Proteste, wenn implizit das Pariser Klimaabkommen infrage gestellt wird? Wo die Demo-Aufrufe? Wo sind die großen Gottesdienste an der Abbruchkante, die Menschen zusammenbringen und wenigstens Raum für Trauer und Schmerz angesichts des Raubbaus an der Schöpfung bieten?
Eine erste öffentliche Stellungnahme kam von der EKD und vom Diözesanrat Aachen (3). Weitere folgen, so wie z. B. heute die Stellungnahme der Landeskirche Hannovers (4).
Aber das reicht nicht. Wo sind die anderen Stellungnahmen? Wir bitten Sie: Unterstützen Sie die Christ*innen aus Aachen bei ihrer Forderung nach einer Aussetzung der Räumung von Lützerath! Setzen Sie weitere starke Zeichen! Seien Sie vor Ort in Lützerath! Rufen Sie zu den Demonstrationen auf! Unterstützen Sie die aktiven christlichen Klimaschützer*innen vor Ort!
Mit einem kleinen Auszug aus dem Gebet für unsere Erde (5) von Papst Franziskus möchten wir schließen:
„Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir die Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung …“
In diesem Sinn und mit Gottes Segen,
Christians for Future Deutschland
https://christians4future.org/
Quellen:
(1) Kein Grad weiter – Anpassung der Tagebauplanung im Reihnischen Braunkohlerevier zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze (2021) https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.819609.de/diwkompakt_2021–169.pdf
(2) Aurora Energy Research (2022): Auswirkungen eines adjustierten Kohleausstiegs auf die Emissionen im deutschen Stromsektor: https://kohlecountdown.de/wp-content/uploads/2022/12/Aurora-Kohleausstiegspfad-und-Emissionen_01122022.pdf
(3) https://www.katholisch.de/artikel/43013-kirchenvertreter-fordern-aussetzung-der-raeumung-von-luetzerath
(4) https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2023/01/13
(5) Enzyklika Laudato Si‘, S.169