Manchmal bricht es einfach aus mir heraus: „Verdammte Scheiße!“, brüllt es in mir und manchmal eben auch aus mir heraus. Wie kann das denn sein, sind die wirklich alle so …? Saudi-Arabien hat etwas gegen den Ausstieg aus Öl als Energiequelle, sehr erstaunlich. Die Reichen wissen eben, wie sie ihren Reichtum sichern. Und die Armen, die wurden nicht gehört bei der Weltklimakonferenz. Die ist – leider mal wieder – ein Beispiel von „hätte besser laufen können.“
Aber ich bin ehrlich. Wenn mir jemand sagt, ich solle nur noch 100 auf der Autobahn fahren, meine Heizung abstellen oder darauf verzichten, einen echten Baum zu Weihnachten ins Wohnzimmer zu stellen, dann werde ich auch nicht fröhlich und umgänglich. Ich bin und bleibe auch Mensch.
Dazu gehört auch, dass es eben manchmal aufbricht, das Unverständnis gegenüber Intoleranz und Ignoranz. Dann verlasse ich den Pfad der Nächstenliebe und schimpfe wie der sprichwörtliche Rohrspatz. Bringt es etwas? Nein.
Jesus Christus käme, würde er heute geboren, nicht zu mir. Ich lebe nicht am Rande der Gesellschaft. Ich lebe gut abgesichert mitten in ihr. Als mittelalter Mann mit festem Job bin ich wenig von Diskriminierungen betroffen. Aber dieser Jesus, der nicht zu mir käme, fordert mich heraus. Mich selbst nicht als das Maß der Dinge zu betrachten, sondern hinzuschauen. Hinzuschauen an die Ränder unserer Gesellschaft. Dorthin, wo die Kameraaugen der Presse nicht filmen, wo es kein Internet gibt, wo keine Instaposts entstehen. In das stille und hoffnungslose Leiden von Menschen überall auf der Welt, ganz weit weg und vor meiner Tür.
Wenn ich meine Stimme erhebe, dann sollte ich nicht in eitler Selbstverletzung rumbrüllen. Ich sollte klare Worte finden für die Menschen, die nicht gehört werden, denn ich werde gehört. Ich bemühe mich und arbeite daran und es gelingt mir nicht immer, aber hoffentlich immer öfter.
Malte Hausmann, Teil der Nerdchurch und Leitung des Jugendreferats Bielefeld