„Wer den Wind sät, wird den Sturm ernten.“

„Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten.“ Hosea 8.7

Das Wetter hat sich verändert.

Seit vielen Jahren veranstalten wir als Gemeinde Jugendfreizeiten, bei denen zumindest ein Teil der Gruppe zeltet. Früher konnten wir Teamer mit Blick in den Himmel und auf die Meldungen des Wetterdienstes gut abschätzen, ob das „Shitwetter“ nur ein dicker Regen wird oder doch ein Unwetter und wir alle zum Schlafen ins Haus schicken müssen. Heute ist das nicht mehr so einfach.

Überall werden die Auswirkungen des Klimawandels spürbar. Trinkwassermangel an manchen Orten in Deutschland, Waldbrände, Starkregen. Nicht nur uns fällt es schwer, das aus dem sich verändernden Klima resultierende Wetter noch abzuschätzen.

Ein Sprichwort kreist immer häufiger in meinem Kopf: „Wer den Wind sät, wird den Sturm ernten.“

Damals, zu Zeiten des Hosea, hatten die Bewohner Israels begonnen, die Baale anzubeten, wie auch die anderen Völker um sie herum. Sie versprachen sich davon, landwirtschaftlich gesegnet zu werden. Hosea predigte ihnen, Gottes Fluch werde sie treffen, wenn sie ihr Streben nach Wohlstand und materiellen Gütern weiterhin über ihren Glauben an den einen Gott stellen.

Der Spruch vom gesäten Wind und dem geernteten Sturm bezog sich dabei auf die Methode, bei seichtem Wind zu säen, damit die Samen sich gleichmäßig verbreiten konnten.

Hosea warnt seine Landsleute davor, Gott den Rücken zuzukehren und andere Ziele/Götzen zu verfolgen, weil sie gewinnversprechend scheinen. Nichts kann Gott ersetzen – weder überreiche Ernten noch Wohlleben noch Macht. Das versuchte er ihnen klarzumachen.

Und wir?

Haben wir uns von Gott abgewendet? Sollten wir den Klimawandel als Strafe dafür ansehen, dass wir Jahr für Jahr früher den „Earth Overshoot Day“ erreichen – jenen Tag, an dem die Weltbevölkerung ihre ökologischen Ressourcen für 365 Tage aufgebraucht hat? Sind Waldbrände und Wassermangel Strafe für unseren Umgang mit den endlichen Ressourcen des Planeten und vor allem dafür, dass wir die Klimaerwärmung mit immer mehr CO2-Ausstoß befeuern?

Ist dieser unfassbare Sturm, der sich da zusammenbraut, der Beginn von Gottes Fluch über uns und den westlichen, verschwenderischen Lebensstil?

Jesus hat immer wieder betont, dass weder Krankheit noch Unglück noch Sturm als Strafe zu verstehen sind.

Es gibt mehrere Geschichten in der Bibel, die deutlich machen: „Dieser Jesus, der steht über dem Sturm.“ Jesus stillt den Sturm. Er lässt die Elemente wieder zur Ruhe kommen, beruhigt die Jünger, seine Gemeinde, und spricht ihnen Trost und Bewahrung zu.

Auch wenn das Sprichwort verführerisch zu passen scheint, als Christ*innen dürfen wir auf einen gnädigen Gott hoffen, der uns nicht mit Strafen heimsucht, sondern uns wieder und wieder zur Umkehr ermutigt.

Auf den Klimawandel dürfen wir darum rein naturwissenschaftlich blicken: Wenn wir CO2 ins System reinstecken, kommt ein sich erwärmendes Weltklima dabei heraus.

Dass es falsch ist, die Erderwärmung weiter zu befeuern, ist aber genauso wahr.

Aus Liebe zu unseren Nächsten, die Jesus uns aufgetragen hat, und aus Respekt vor der Schöpfung, die wir als Werk und Eigentum Gottes verstehen, ist es uns als Christ*innen geboten, für eine Eindämmung des Klimawandels und den Erhalt der Artenvielfalt und einer lebensfähigen Natur zu kämpfen.

Natascha Luther

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