
Text: Miriam und Georg
Wer kennt diese Phrase nicht? Klimagerechtigkeit ist eine globale Frage und der Globale Süden ist besonders betroffen. Sie zu sagen ist einfach, sie mit Leben zu füllen deutlich schwieriger. Wir haben Anfang Oktober eine Gelegenheit dazu bekommen: Wir waren eingeladen zur (vornehmlich) katholischen „Raising Hope“-Klimakonferenz in Castel Gandolfo, dem Sommersitz des Papstes.
Dort kamen Menschen aus der ganzen Welt zusammen, um gemeinsam zehn Jahre Laudato si’ zu feiern, in schwieriger politischer Lage gemeinsam neue Hoffnung zu schöpfen und durch neue Vernetzungen in Zukunft stärker für Klimagerechtigkeit einstehen zu können. Die Einladung zur Konferenz verstehen wir als eine große Anerkennung unserer Arbeit als Graswurzel-Aktivist*innen.
Da wir immer versuchen, die Klimabewegung und Kirchen weiter miteinander zu vernetzen, sind wir außerdem nicht allein als Christians for Future gefahren, sondern zusammen mit Debt for Climate.
Impressionen der Begegnungen
Wir möchten einige Eindrücke von der Konferenz mit euch teilen:
Die (internationale) Solidarität in der Klimabewegung ist lebendig. Wir brauchten aus Kostengründen nach unserer Anreise mit Zug und Bus eine kostenfreie Unterkunft in Rom – und haben sie von lokalen Klimaaktiven bekommen. Mille Grazie!
Wie können wir uns Jünger*innen Jesu Christi nennen?
Der Besuch von Papst Leo bei der Eröffnung der Konferenz war der klare Höhepunkt des ersten Tages. Er hat die wichtige Rolle von Klimagerechtigkeit für die Kirche betont: „Wie können wir uns Jünger*innen Jesu Christi nennen, wenn wir nicht an seiner Sicht auf die Schöpfung teilnehmen und seine Sorge für alle und alles, was zerbrechlich und verwundet ist, teilen?“ („How can we call ourselves disciples of Jesus Christ if we do not participate in his outlook on creation and his care for all that is fragile and wounded?“) Der Papst führte weiter aus, dass die effektivsten Lösungen nicht allein aus individuellem Handeln entspringen. Stattdessen müsse jeder Mensch Druck auf Regierungen aufbauen. Weiterhin betonte er die aktive Rolle, die Bürger*innen in politischen Entscheidungen einnehmen müssen.
Vernetzung mit der ganzen Welt
Es war grandios, uns mit so vielen Menschen zu vernetzen: Wir haben mit indigenen Menschen aus dem Amazonasgebiet und den pazifischen Inseln gesprochen, mit Gerechtigkeitslobbyisten aus Brüssel, Anwältinnen von Saisonarbeit*innen in den USA, mit Geldgebern und Aktivist*innen, mit katholischen Verbandsmenschen und Ordensleuten. Wir haben Menschen getroffen, die relativ neu dabei sind, und Menschen, die seit Jahrzehnten diesen Kampf führen, alte Bekannten und viele neue Kontakte. Man merkt deutlich, dass Laudato si’ nach dem ersten Jahrzehnt an unglaublich vielen Stellen bei den Menschen angekommen ist und vielfältig wirkt.
Führungsrolle des Globalen Südens
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Konferenz: Der Globale Süden hat die Führungsrolle – denn er hat keine andere Wahl. Genau so formulierte es ein Mensch von den pazifischen Inseln im Gespräch mit uns: „Wir haben gar keine Wahl: Entweder wir kämpfen oder unsere Inseln versinken im Meer.“ Momentan kommen viele spannende neue Ideen, Initiativen und auch Erfolge aus dem Globalen Süden, beispielsweise der Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty, der voraussichtlich nächstes Jahr im Frühjahr tatsächlich als internationaler Vertrag entstehen wird. Wir versuchen diese Impulse aufzunehmen und bei uns weiterzutragen.
Neue Aktions- und Kampagnenideen
Wir haben einige neue Aktions- und Kampagnenideen mitgenommen. Ein erstes kleines Ergebnis ist unsere aktuelle kleine Europaaktion zusammen mit dem Laudato Si’ Movement. Wir möchten aber auch in den nächsten Monaten anfangen, zum Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty zu arbeiten. Genauso werden wir weiter die Verknüpfung von verschiedenen Gerechtigkeitsthemen vertiefen, vielleicht mit Hilfe aus den USA. Wer an diesen Themen Interesse hat, melde sich.
Konferenzteilnahmen kosten Geld, das Graswurzelaktivismus häufig nicht hat. Deshalb waren wir sehr froh über den neu gegründeten Verein Christliche Initiative Klimagerechtigkeit, der große Teile der Kosten übernehmen wird. Damit das gut funktioniert, braucht der Verein noch mehr Mitglieder. Schaut mal hier.
So sind wir nun wieder in Deutschland zurück. Sehr müde von sehr langen Konferenztagen und wenig Schlaf, aber voller neuer Ideen, mit neuen Kontakten und voller Motivation, noch mehr Teil einer wirklich international zusammenarbeitenden Klimagerechtigkeitsbewegung zu sein.
Pressearbeit parallel zum Konferenzalltag ist nervenaufreibend, aber es hat sich gelohnt:
- Domradio 02.10.2025: Klima-Aktivisten fühlen sich von Papst Leo ermutigt und gestärkt: „Mit unserer Stimme bei den Betroffenen“
- KNA 03.10.2025: Klimaaktivisten werfen der Kirche zu wenig Klimaschutz vor: Gemeinsame Standards
- Kirche und Leben, 04.10.2025: „Christians for Future“: Warum Klimaschutz für Christen zentral ist
- Eule Magazin, 15.10.2025: „Raising Hope“-Konferenz „Der Globale Süden hat die Führungsrolle“
Fotos in der Gallery (Impressionen): privat
