Brief von Wissenschaftler:innen zu Chanukka – Weihnachten – Mawlid an – Nabi 2020 angesichts der sich entfaltenden Klimakatastrophe

Seit zwei Jahren brennt unsere Erde in einem zuvor unbekannten Ausmaß, immer wieder an verschiedenen Orten dieser Welt, mal mehr mal weniger im Fokus der Aufmerksamkeit. Seit zwei Jahren demonstrieren unsere Kinder dafür, dass die Staaten dieser Welt das völkerrechtlich bindende Abkommen von Paris zur Begrenzung der Erderwärmung tatsächlich einhalten. Seit zwei Jahren tuen die politisch Verantwortlichen – nichts, nichts, was über kleine und völlig unzureichende Korrekturen dessen, was uns in die Klimakatastrophe hineinführt, hinausgeht. Große Worte, kleine Taten.

Wie weiter gehen in dieser Situation? Kann uns unser Glaube dazu etwas sagen? Wir, die Unterzeichnenden des Briefes, vier Frauen und fünf Männer, fünf Christ:innen, eine Jüdin, ein Muslim und zwei Muslima, glauben ja. Doch die Worte dazu müssen errungen werden. Was wir glauben, muss in dieser Situation neu formuliert werden. Nicht nur, weil wir verschiedenen Glaubensgemeinschaften angehören, sondern weil es jetzt mit dem Glauben ernst wird. Unser Brief ist ein Versuch, dies zu tun.

Der Brief hat eine Vorgeschichte. Im letzten Jahr fand eine Veranstaltung des ökumenischen Umweltteams / AK „Grüner Gockel“ im ökumenischen Kirchenzentrum Messestadt-Riem in München statt. Wir, das heißt die Anwesenden, kamen miteinander ins Gespräch. Dann wurde ich eingeladen für das Umweltteam einen Beitrag für den Weihnachtsbrief des Pfarrverbands Vier Heilige Trudering-Riem zu schreiben. Er wurde veröffentlicht und ich leitete ihn innerhalb von S4F-München weiter. So kamen wir ins Gespräch. Wir, das heißt jetzt einige Aktive von S4F-München. Dabei entwickelten sich verschiedene Ideen und weitere Menschen wurden in die Gespräche einbezogen, auch außerhalb von S4F, woraus der Brief entstanden ist, den wir hier präsentieren.

Wir, das heißt jetzt wieder die Unterzeichnenden, präsentieren diesen Brief nicht im Namen von S4F, sondern nur als bei S4F Aktive oder S4F nahe Stehende. Wir können und wollen nicht alle, die bei S4F aktiv sind, für einen Brief in die Pflicht nehmen, in dem in gewisser Weise ein religiöses Glaubensbekenntnis ausgesprochen wird. So wird dieser Brief hier veröffentlicht, auf der Website von Christians4future. Wir sind als Gäste hier, als Migrant:innen, wenn Sie so wollen. Auch etwas, woran man sich angesichts der sich entfaltenden Klimakatastrophe nicht früh genug gewöhnen kann.

Wir haben uns entschieden, keine Unterschriftenaktion für den von uns geschriebenen Brief zu starten, sondern uns etwas anders überlegt: Wenn Sie den Brief gut finden, leiten Sie ihn weiter oder stellen Sie ihn auf Ihren Webseiten ein. Ergänzen Sie doch ein paar eigene Worte, so wie ich es hier in diesem Blog-Beitrag tue. Finden Sie sich in eigenen Gruppen zusammen, um über Ihren Glauben und die Verantwortung für die Schöpfung zu sprechen. Formulieren Sie Ihre eigenen Worte und schreiten Sie zu Ihren eigenen Taten.

Schreiben Sie dem Brief eine Nachgeschichte, Ihre Geschichte und die der Menschen, denen Sie verbunden sind, schreiben Sie sie mit Ihren eigenen Worten und Taten.

Dr. Michael Stöhr, Mitglied des Koordinationsteams von S4F-München

Der Brief findet sich hier.

Es gibt auch eine Version in einfacher Sprache hier.

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