04.04.2023: Eine klare Meinung vertritt Weihbischof Rolf Lohmann in Hinblick auf die Weiterentwicklung der Klima- und Umweltschutzbemühungen in den (Erz-)Diözesen: „Bei Fragen des Umweltschutzes und Klimagerechtigkeit müssten wir als Kirche eigentlich ganz vorn im ersten Waggon des fahrenden Zugs sitzen.“ Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen vertritt er die Deutsche Bischofskonferenz im Bereich Umwelt- und Klimafragen.
Seit den 80er Jahren gab es eine Reihe von wichtigen Grundsatzpapieren. Der Weckruf der Enzyklika Laudato Si(2015) wurde von den Deutschen Bischöfen im Rahmen eines Studientags 2017 engagiert aufgegriffen. In Folge entstand eine Reihe von wichtigen Dokumenten, so z. B. die zehn Handlungsempfehlungen in der Schrift „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ (2018) oder die „Zehn Thesen zum Klimaschutz“ (2019). 2021 wurde vier weitere Schriften mit den Schwerpunkten Transformation, Investment, Klimavertriebene und Biodiversität veröffentlicht.
Der „Klima- und Umweltschutzbericht 2021“ mit dem Untertitel „Unser Einsatz für die Zukunft der Schöpfung“ ermöglicht erstmals eine Gesamtschau über die Bemühungen in den Diözesen. „Im ersten Schritt war es wichtig, alle Akteure zum Mitwirken zu ermutigen“, so Weihbischof Lohmann. In einer Überarbeitung, die für 2024 vorgesehensei, sollte der Bericht nun deutlich konkreter werden. „Alles was wir jetzt nicht unternehmen, kommt uns teuer zu stehen“, führt Rolf Lohmann aus.
Die Christians4Future weisen darauf hin, dass auch die Akteure in den Diözesen eine deutlich konkretere Ausarbeitung erwarten. Diese soll indikatorenbasiert, quantitativ und transparent sein. Ähnlich den Beschlüssen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird eine klarere Benennung eines Zeithorizonts und eines Reduktionspfads für die Klimaneutralität gewünscht.
Aus Sicht der Christians4Future ist es wichtig, dass die “prophetische Stimme der Kirche” in der Gesellschaft laut zu hören ist und dass die Kirche sich zu umwelt- und klimapolitischen Fragen deutlich und sichtbar äußert. Die „12 Forderungen zur Klimagerechtigkeit“ der bundesweiten Kampagne der Christians4Future (Sep. 2021) bilden hierbei eine gute Grundlage. Auch gilt es, die Bemühungen um mehr Klimagerechtigkeit der zivilgesellschaftlichen Akteure zu stärken und alle Christ*innen zur Übernahme der Verantwortung für die Schöpfung zu motivieren. Weihbischof Lohmann berichtet, dass er überrascht ist, wie häufig auch die Politik fordert, dass die prophetische Stimme der Kirchen wieder deutlicher zu hören ist.
Die Christians4Future teilen die Aussage von Weihbischof Lohmann: „Das Verlangen nach Gas, Öl und Kohle treibt die erbarmungslose Ausbeutung von Mensch und Natur voran. Es befeuert Kriege und stürzt künftig noch mehr Menschen in Leid und Verderben.” Eine drastische Minderung des Bedarfs an fossilen Energieträgern ist alternativlos. Dazu gehört auch die politisch beschlossene, sektorenscharfe Reduktion im Bereich Mobilität und Gebäude.
Als Christians4Future sehen wir mit großer Sorge die zunehmende Gewalt und Diffamierung gegen Klimaaktive. Wir begrüßen ausdrücklich die Sympathiebekundungen von Bischof Bätzing und weiteren Personen der Kirchenleitungen. Gerade wir Christ*innen sind aufgerufen, uns aktiv für Gottes Schöpfung einzusetzen. Weihbischof Lohmann sieht in den zunehmenden (Verlust-)Ängsten eine besondere Herausforderung für die Seelsorge. „Auf den Spuren von Jesus sollte unsere Sorge gerade den Bedrängten und Bedrückten gelten.“
Bei der Umsetzung von zukünftigen Aktionen und möglichen Beteiligungsformen wollen Weihbischof Lohmann und die Christians4Future im engen Austausch bleiben.
Als Teil der Fridays-for-Future-Bewegung engagieren sich Christians4Future für Klimaschutz, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Das Engagement umfasst auch die ökumenisch orientierte Öffentlichkeit sowie die Unterstützung und Durchführung von Aktionen zum Thema Klimagerechtigkeit und Umweltschutz.
Gesprächsteilnehmende: Weihbischof Rolf Lohmann, Claudia Schwegmann, Edith Wittenbrink, Dr. Franz-Josef Klausdeinken, Georg Sauerwein.